Seit dem 1. Januar 2011 können Arbeitnehmer schneller in die private Krankenversicherung wechseln. Mit dieser Maßnahme will der Gesetzgeber den Wettbewerb zwischen gesetzlichen Kassen und privaten Versicherern anheizen. Allerdings ist der Ausstieg aus der gesetzlichen Krankenkasse nicht immer sinnvoll.

Wer der gesetzlichen Krankenkasse den Rücken kehren und sich bei einem privaten Anbieter krankenversichern will, hat es seit dem 1. Januar 2011 einfacher. Nicht nur deshalb, weil die Jahresarbeitsentgeltgrenze (ist das nicht ein wunderschönes Beamtendeutsch?) nicht wie in den Vorjahren angehoben, sondern um knapp ein Prozent auf 49.500 Euro gesenkt wurde. Auch gilt nun, dass diese Grenze nur noch ein Mal überschritten werden muss, damit der Versicherte zu den Privaten wechseln darf – bislang war das nur möglich, wenn das Jahreseinkommen drei Jahre lang über dem Grenzwert lag.

Schon jetzt sind die Vertriebstruppen der Versicherer unterwegs, um neue Kunden zu gewinnen. Immerhin eröffnen sich für die Versicherungsvermittler mit den jungen Berufsaufsteigern Zielgruppen, die es bislang zumindest teilweise noch gar nicht gab. Allerdings sollten gerade jüngere Arbeitnehmer trotz scheinbar verlockender Offerten den Wechsel nicht überstürzen, sondern auch die möglichen Nachteile der privaten Krankenversicherung mit in die Vergleichsrechnung einbeziehen.

Bekanntermaßen gilt ja bei den Privaten im Gegensatz zur gesetzlichen Versicherern das Prinzip der Kopfpauschale: Der Versicherungsbeitrag ist nicht vom Einkommen abhängig, sondern von Alter und Geschlecht des Versicherungsnehmers sowie eventuellen Risikofaktoren wie Vorerkrankungen oder Allergien. Allerdings sind die Beiträge längst nicht so stabil wie es die Kunden gerne hätten: Erst vor kurzem errechnete die Analyseagentur Morgen & Morgen, dass sich die privaten Krankenversicherungen von 2010 auf 2011 im Schnitt um sieben Prozent verteuert haben. In den Vorjahren seit 2006 lagen die durchschnittlichen jährlichen Beitragserhöhungen für Männer zwischen 4,5 und 5,6 Prozent und für Frauen zwischen 3,5 und 4,3 Prozent. Wer sich privat versichert, muss demzufolge damit rechnen, dass sich der Beitrag alle 15 Jahre verdoppelt.

Ein weiterer Knackpunkt: Gutverdienende Singles oder doppelverdienende Paare können mit dem Wechsel zur privaten Krankenversicherung ordentlich Geld sparen. Doch was ist, wenn sich Nachwuchs ankündigt und einer der Ehepartner für eine gewisse Zeit beruflich pausiert? Dann schnappt die Kostenfalle gleich zwei Mal zu, weil zunächst einmal das Kind zu zusätzlichen Kosten versichert werden muss und auch für den nicht berufstätigen Partner eine eigene Krankenversicherung abgeschlossen werden muss. Die kostenlose Mitversicherung von Familienangehörigen ohne eigenes Einkommen, wie sie aus der gesetzlichen Krankenversicherung bekannt ist, gibt es bei den Privaten nämlich nicht.

Gerade jüngere Berufsaufsteiger sollten daher nicht nur auf die momentanen Beiträge schauen, sondern auch die weitere Lebens- und Familienplanung in den Vergleich mit einbeziehen. Wer zu einer privaten Krankenversicherung geht, sollte zumindest wissen, dass die Beiträge regelmäßig steigen können und die Familiengründung weitere Zusatzkosten verursacht.

Deutlich schwieriger als der Ausstieg gestaltet sich übrigens die Rückkehr in die gesetzliche Krankenkasse. Für Arbeitnehmer ist das nur möglich, wenn sie jünger als 55 Jahre sind und das Jahreseinkommen unter die Jahresarbeitsentgeltgrenze fällt. Selbstständige können sich erst dann wieder gesetzlich versichern, wenn sie wieder hauptberuflich im Anstellungsverhältnis tätig werden oder ihre Selbstständigkeit ganz aufgeben. Auch das „Umbuchen“ der Kinder in die kostenlose Familienversicherung des gesetzlich versicherten Ehepartners funktioniert meistens nicht, weil die Versicherung der Kinder immer an den Ehepartner mit dem höheren Einkommen angedockt wird. Daher will trotz des einfacheren Wechsels der Abschluss einer privaten Krankenversicherung gut überlegt sein.

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